Smartphone: Tausche Features gegen persönliche Daten?

Täglich werden neue Details im Fall Snowden bekannt. Wenngleich sich meiner Meinung nach im Allgemeinen dadurch leider wenig ändern wird, so kann die aktuelle Diskussion vielleicht den einen oder anderen dazu bewegen, sein eigenes Verhalten sowie seinen Umgang mit den eigenen Daten zu reflektieren.

Die heutigen Smartphones sind nicht nur für uns Nutzer extrem praktisch, da viele die meisten Aufgaben, die sie früher am PC wahrgenommen haben, nun über das Smartphone erledigen können. Dennoch, um das Smartphone sinnvoll nutzen zu können ist es notwendig das Gerät mit einem Google-, Apple- oder Microsoft-Konto zu verbinden. Natürlich gibt es hier Unterschiede hinsichtlich dieses Zwanges, dennoch – ohne entsprechender Verknüpfung macht das Smartphone deutlich weniger Spaß. Wird man nun im jeweiligen App Store aktiv, fällt auf, dass „jede“ App, gefühlt auch unabhängig von ihrem Funktionsumfang, auf alle Sensoren und Daten des Smartphones zugreifen will. In Ermangelung von App-Alternativen, die weniger neugierig sind, oder da „das ja schon nicht so schlimm sein wird“ lässt man diese Anfrage ruck-zuck und ganz bequem zu.

Dies könnte man noch weiter führen – dennoch soll das zunächst als Einleitung genügen.

Das neue iPhone 5S besitzt einen Fingerabdrucksensor, statt Code der über den Touchscreen eingegeben werden muss, um das Smartphone zu entsperren. Eigentlich ganz praktisch, da schneller und zudem auch sicherer – schließlich kann ein Dritter relativ schnell die Zahleneingabe mitbekommen oder sich das Sperr-Muster merken. Den Fingerabdruck allerdings wird man im privaten Umfeld wohl nicht so schnell fälschen können und wollen.

Somit also ein gutes Feature?

Der „neue“ Personalausweis bietet die Möglichkeit den Fingerabdruck in einem Chip zu speichern, beantragt man einen Reisepass gibt es diese Wahlmöglichkeit nicht mehr – hier wird der Fingerabdruck gespeichert. Wir fragen uns also ob wir dem Staat vorsorglich unsere Fingerabdrücke übergeben möchten, weil wir nicht wissen, was womöglich damit angefangen wird und denken im privaten Umfeld gar nicht darüber nach?

Wie bei Immobilien wo es auf drei Punkte ankommt – Lage, Lage, Lage – so sind das wahre Kapital der Internet- und Elektronikfirmen Daten, Daten und Daten. Vermutlich wird Apple diese über den Fingerabdruck-Sensor gewonnen Informationen nach Cupertino übertragen, ebenso wie die Erkenntnisse aus einem weiteren neuen Feature:

Das iPhone 5S besitzt den neuen Coprozessor M7 und analysiert über diesen durchgehend und ohne dafür viel Strom zu benötigen die wahrgenommenen Bewegungen. Selbstverständlich werden diese nicht nur analysiert sondern auch aufgezeichnet. Dies ist praktisch, schließlich profitieren wir davon über Fitness-, Navigations- oder Ernährungs-Apps.

Das iPhone merkt sich diese Daten für sieben Tage, kann dabei zwischen laufen, sitzen und motorisierte Bewegung (etc. …) unterscheiden. Ferner kann es Apps und deren Entwicklern relativ treffsicher die Wahrscheinlichkeit von Aussagen wie „zwischen 13:30 sowie 14:14 joggt der Nutzer“ angeben. Über die Datenanalyse kann eine Wahrscheinlichkeit berechnet werden, zu welche die Analyse der empfangenen Signale besagen, dass der Nutzer z.B. gerade mit dem Fahrrad fährt. Kommt der Algorithmus zu diesem Ergebnis so lassen sich weitere Wahrscheinlichkeiten für Folgeaktivitäten ableiten. Beispiel: ein Übergang von Joggen zu Laufen ist wahrscheinlicher als von Loggen zu Radfahren – um ein triviales Beispiel aufzuführen.

 

Die neuen Features des iPhones sind durchaus interessant, sollten aber auch zum Nachdenken anregen. Das iPhone soll hier zudem auch nur exemplarisch genannt werden, schließlich werden die anderen Hersteller nachrüsten und auch aktuell benötigt nicht nur Appels Spracherkennung Siri eine Internetverbindung sondern auch Microsofts TellMe … warum wohl?

9 Responses

  1. Stony sagt:

    Im Moment stellt Apple mit dem iPhone 5S die Spitze einer
    neue Feature-Generation dar. Wir alle wissen, egal ob es Apple, Google oder MS
    ist. Unsere Daten werden gesammelt und nochmals gesammelt. Ausnahmen gibt es keine,
    egal wie man sich hierbei versucht raus zu reden. Denn Daten sind bares Geld wert.
    Ob nun Snowden oder Assange, sie zeigen
    doch nur wie unsere Daten gebraucht werden (Ich
    vermeide bewusst den Ausdruck Missbrauch). Auch gegen uns.

    Erschreckend finde ich hierbei diese Gutgläubigkeit und das Technikverlangen
    trotz der ganzen Datenskandale und Warnungen in den letzten Jahren. Bald werden Datenbrillen die ständig online
    sein müssen das Top darstellen. Ich kenne bzw. mir sind die die Möglichkeiten
    der unbewussten Manipulation bekannt und will mir nicht vorstellen was dort in
    Zukunft auf uns zukommen wird.

    • THans sagt:

      So hier noch einmal für Dich – Apple speichert lediglich Hashes und keine Fingerabdrücke. Aus diesen hashes kannst Du den Fingerabdruck nicht rekonstruieren. Damit Du eine Idee bekommst: Du musst beim Einrichten mehrfach deinen Finger auflegen, Wenn Du statt immer den gleichen Finger drei Unterschiedliche Finger nimmst, funktioniert der Sensor danach immer noch und zwar mit allen Drei Fingern! Ich persönlich vermute das nicht nur ein Hash sondern ein ganzer Satz an Hashes abgelegt wird, darum funktioniert das vermutlich auch so gut.

      Anders als von den meisten Usern hier wahrgenommen, dient das ganze nicht dazu die Sicherheit zu erhöhen sondern dazu Sicherheitsfeatures überhaupt zu benutzen – In diesem Fall dem Passcode bei einem gesperrten Telefon. Es gibt einfach zu viele User die keinen Code benutzen weil es zu unkomfortabel ist. ( Das wäre btw mal eine spannende Umfrage hier ). Android hat so ein ähnliches Feature mit der Gesichtserkennung beim Unlook.

      Wenn man sich das Konzept ansieht dann wird auch klar worum es geht! Schlägt der Fingerprint fehlt oder hat man 48Std das Telefon nicht genutzt MUSS man seinen Pin-Code eingeben. Will man im Store etwas kaufen reicht der Fingerprint(auf Wunsch) auch aus und man muss sein hoffentlich langes Passwort nicht eingeben.

      Ich kann Dir sagen das ist wirklich extrems gut funktioniert und komfortabel ist, ich gehöre auch zu der Gattung die vorher keinen Pic-Code auf dem Phone hatten. Und es geht binnen Stunden ins “Muscelmemory” über und Du versuchst es auf deinen anderen/alten Geräten automatisch auch zu nutzen

      • Stony sagt:

        Thans. haste mal wieder Phantome gelesen! Wo habe ich im meinen Kommentar geschrieben das Apple den Fingerabdruck speichert? Ich habe lediglich geschrieben das Apple mit diesen Features eine neue Spitze darstellt. Das meine ich schon positiv, da diese trotz vieler negativer Schlagzeilen eine zusätzliche Sicherheit darstellt. Anderseits weis ich jedoch auch ganz genau wohin das mittelfristig gesehen führen wird. Egal ob MS, Google oder Apple. Am schlimmsten sehe ich hierbei jedoch die netten Kollegen aus Mountain View an. Da braucht die NSA gar keinen zugriff auf die Server, denn die haben ja dort ganz offiziell Sicherheitsrelevanten Code mit entwickelt und Android zur Verfügung gestellt. Da muss man nur die Leitungen anzapfen …
        Im übrigen wird auf meinen Lumia 925 zwingend immer ein Code abgefragt, da ich ja mit Exchange synchronisiere. Auf meinen 520 ist das nicht so.
        Aufgrund der frühen Erfahrungen (Phil Zimmermann), habe ich es immer bewusst vermieden irgendwelche Daten von mir im I-Net zur Speicherung frei zu geben. Ich nutze das Internet beruflich seit 1990 und Privat seit 1995 als es in Deutschland öffentlich wurde und bin stolz darauf das zu meinen richtigen Namen noch nicht einmal bei einer Metasuche 30 Treffer zusammenkommen.

        • THans sagt:

          Ich glaub die tun sich da alle nicht so viel – MS hat seit 89 den NSA Key, und seit Win2000 einen weiteren (dritten) unbekannten Cryptokey, Lotus hat damals im Domino Server 24Bit der 48Bit Crypto vorgegeben usw…… Also Google oder wer auch immer, ich denke US-Konzerne an sich kann mann da pauschal in einen Topf werfen

          • Stony sagt:

            Du musst zwingenderweise alle die in den USA auf dem Markt sind und etwas mit Telekommunikation irgendwo zu tun haben über den gleichen Kamm scheren. Das Zaubermittel heißt Act of Communication (und anhängende Gesetze) die unter anderen sagen das jegliche Technologie in der Telekommunikation über eine Behörde (FCC) zu genehmigen ist. Hierunter fallen auch Verschlüsselungstechnologien und wie diese Funktionieren etc. Zusammengefasst heißt das nichts anderes als dass es keine Schlüssel mehr gibt. Setzt man innerhalb der USA Programme oder Hardware ein, die nicht von der FCC genehmigt ist, wird dieses als heftiger Verstoß gegen US Gesetze gesehen. Wir alle wissen das MS und auch Apple seit ihren Gründungen (MS 1975 und Apple 1976) Daten sammeln. Jedoch haben sie niemals die Ausmaße von Google erreicht. Ich ziehe den Hut, da von Seiten Apple und auch MS sehr kritische Stimmen in Bezug auf Manipulation via Datenbrille zu hören waren und sind. Google prescht hier vor und preist dieses als die Zukunftstechnologie … ich sehe das mehr als kritisch (Aufgrund der Manipulationsmöglichkeiten). Zudem, preist Google Ihr System Android auch als das System an. In meinen Augen ist das eigentlich ein Katastrophen Betriebssystem das nur überlebt weil die User glauben das es Kostenlos sei. Mit einem iOS oder dem Windows jedoch in keiner Weise zu vergleichen! Was dem Fingerabdruck bei Apple angeht, so ist das ein gutes Sicherheitsfeature. Was jedoch die Aussage von Apple in Bezug auf die Speicherung etc. angeht, so sehe ich das wiederum kritisch. Das hat uns ja die Realität immer wieder bewiesen.

          • THans sagt:

            Naja Google Glass ist nicht schlimmer wie jedes Smartphone/Smartwatch/WasAuchImmerWearableDevice – das MS, Apple und Co sich da nicht positiv drüber äußern ist normale US Mentalität…… Ich erinnere da mal an Herrn Balmer und seine Aussagen über iPhone und iPad……..

            Und Datensammeln ist glaube ich tatsächlich eher ein Problem seit es das Internet gibt, vorher war es nicht ganz so krass, seit AOL und Compuserv hat das Thema erst Gewicht bekommen

            Und noch einmal und genau darum hab ich es direkt unter Dein Posting noch einmal gesetzt – Apple speichert deinen Fingerabdruck nicht, sondern nur Hashwerte. Bekannterweise kannst Du aus Hashwerten überlicherweise nicht zurückrechnen. Das brauchst Du also nicht kritisch zu sehen. Das sind die “normalem” Fingerprintreader am Laptop schon eine ganz andere Nummer, die scannen tatsächlich den Finger ein – aber da nicht Apple drauf steht interessiert es an dieser Stelle keinen mehr.
            Wer meinen Fingerabdruck haben will, kann den btw deutlich einfach aus meinem Perso auslesen, schick Digital in feinster Qualität……

          • Stony sagt:

            Doch gerade die Brillen (Im Moment ja nur Google Glass) bieten die beste Angriffsfläche. Geheimdienste bzw. solche Organisationen würden am liebsten Smartphone und sonstige
            Mobiltelefone abschaffen und durch Geräte a la Google Glass ersetzen. Das gleiche gilt auch für die Industrie. Die Brille wäre im Moment das einzige Instrument mit dem man unterschwellige Botschaften direkt und Massenweise umsetzen könnte. Nehmen wir doch mal eine Menschenmasse, bei denen nur 30 % solch eine Brille tragen. Durch unterschwellige Botschaften könnte eine stark gereizte Atmosphäre sehr beruhigt werden. Auf der anderen Seite geht es natürlich auch anderes herum! Das schafft kein Smartphone oder sonstige
            Wearble Device. Dass unterschwellige Botschaften verboten sind gilt für die BRD, jedoch nicht für andere Europäische Staaten und schon mal gar nicht für die USA.

            Also Apple und MS haben genau auf dieses Problem hingewiesen und dass dieses zuerst gelöst werden muss. Google wiederum verdient sein Geld mit Daten und Werbung und ich könnte Wetten dass es zu unterschwelliger Werbung auch schon versuche dort gab und es auch Konzepte gibt. Sollte es nicht so sein, dann muss man Google wiederum ein Armutszeugnis in Bezug möglicher Auswirkungen von Technologien ausstellen. Ich behaupte man arbeitet hier bewusst mit dem Wissen.

            Das soweit zur Sicherheit wie sie sich im Moment entwickelt.

            P.S. Über die Auswirkungen von unterschwelligen Botschaften gibt es diverse Untersuchungen. Alle bestätigen sie jedoch dass es funktioniert. Die eigen sagen in großem Maße, die anderen sagen genau das Gegenteil. Um jedoch eine Menschenmasse zu steuern, braucht man nur 2-3% der Teilnehmer.

          • THans sagt:

            Also das Apple und MS sich so äußern liegt eher daran das Sie keine Lust haben das Google ein solchen Produktsegment besetzt und Sie selber kurzfristig kein Produkt in dieser Kategorie haben. Beide Unternehmen aber scheinbar einen Massenmarkt sehen. Da geht es weniger ums Wohl der Menschheit, mehr um Angst und zu verhindern das Google mit dem Produkt Erfolg hat, zumindest solange man selber so ein Produkt noch nicht Marktreif hat.

            Als Google Glasses ausgepackt hat, hat die Branche doch erstmal dumm geguckt, zumal das Produkt da schon in einem ziemlich weitem Stadium war und mehr oder weniger Marktreif.

            Unterschwellige Botschaften sind ein alter Hut und wurden schon vor Jahren angewendet, ich kann mich an eine Geschichte Erinnern wo einzelne Bilder im Kino eingestreut wurden von (ich glaube ) Coka Cola und die Leute plötzlich bock auf Cola hatten. Oder die Billig Airlines wo die Prospekte im Flieger ganz leicht nach (kostenpflichtigen) Kaffee riechen…… Alles schon Realität und das wird genau so auch auf Smartphones, Glasses usw Einzug halten

  2. THans sagt:

    Apple speichert keinen Fingerabdruck, sondern nur einen Satz an Hashwerten aus denen Du keinen Fingerabdruck rekonstruieren kannst. Und auch wenn ich verstehe das hier gerne auf Apple gebashed wird, was ist den mit den ganzen Fingerprintreadern auf Laptops und Windows? jetzt wo bekannt ist das MS eng mit der NSA zusammen arbeitet, wer stellt den da sicher das MS die dann nicht direkt an NSA weiterleitet?

    Was den Fall Snoden angeht, es ist total Clever das ganze Stück für Stück zu veröffentlichen, genau so wie man es grade tut, so bleibt das Thema für eine sehr lange Zeit in den Medien. In meinen Augen ist E.Snowden ein Held.

    Soziale Netzwerke wie Facebook oder Google+ dürfen in diesem Zusammenhang natürlich auch nicht fehlen!

    Und auch unsere lieben Carrier die natürlich keine Bewegungsprofile von uns erstellen

    Amazon ist auch noch so ein Kandidat der mit auf so eine Liste gehört, genau so wie die ganzen Werbenetzwerke alla Doubleclick und Co

    Eigentlich hat man nur die Wahl zwischen Alumütze oder Daten preisgeben

    Ein Blick nach Schweden bietet sich in diesem Zusammenhang auch noch an – dort kann jedes Unternehmen auf die Daten des Einwohnermeldeamts zugreifen und tut dies auch……… Was im ersten Moment wie eine wirkliche Privacy Katastrophe klingt, ist dort im realen Leben sehr angenehm! Wenn man z.B. umzieht meldet man dies an das EMA und binnen Minuten sind sämtliche Verträge ( Handy, Versicherungen, Strom, bla bla bla ) auf dem aktuellen stand. Die Damen dort erfahren aus der Zeitung welcher Junggeselle wo wohnt und wie hoch das Einkommen ist………. Andere Länder andere Sitten

    Geräte wie Google Glass oder auch Smartwatches sehe ich derzeit noch nicht, der Nutzen eben dieser Geräte ist noch nicht da – es fehlt die “Killerapplikation” die auslöst das die Nerds sagen: “Das muss ich haben” – aber das wird kommen. Nike’s Fullband ist eine weitere derzeit sehr erfolgreiche Kategorie (schönen gruß von Apple M7 an dieser Stelle ) und im Gegensatz zu den Smartwatches bereits inkl Applikation und großem Erfolgt. Oder auch Runstastic fällt in diese Kategorie.

Kommentar verfassen